Pandemieausgabe Nr. 121 im Handel


Die Arbeit an dem Heft Nummer 121 war durch die Pandemie und den Angriff auf die finanzielle Grundlage der Saarbrücker Hefte erschwert. Umso mehr freut uns, dass wir auf 120 Seiten viele Beiträge präsentieren können. Corona ist das zentrale Thema in diesem Heft. Autor Josef Reindl befasst sich mit den deutsch-französischen Beziehungen, die sich während der Pandemie nach seiner Ansicht als nicht sehr stabil erwiesen haben.

Besonders gefordert durch das Virus waren die Krankenhäuser, vor allem kleinere Kliniken. Nachdem die wegen ihres teilweise rüden Umgangs mit dem Personal in Verruf geratene Schweizer Ameos-Gruppe ihr Interesse an einer geplanten Nordsaarlandklinik bekundet hat, steigt die Angst vor einem ruinösen Verdrängungswettbewerb. Wilfried Voigt beschreibt den Konflikt.

Während die Landesregierung einerseits von den Bürgern die strikte Befolgung der Abstandsregeln verlangt und Massenveranstaltungen verboten hat, lässt sie andererseits im Lebacher Aufnahmelager für geflüchtete Menschen über 1000 Schutzsuchende auf engstem Raum zusammenleben. Eine Kritik von Laura Weidig. Ausführlich wird auch auf die krude Mischung von Demonstranten, die Corona als Vorwand für die Errichtung einer Diktatur betrachten, eingegangen. Hier sind Teile der Esoterikszene gemeinsam mit Neonazis unterwegs.

Wir bieten einen historischen, detailreichen Rückblick auf die Spanische Grippe von 1918/19 in der Saarregion.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Saarlandes beschäftigt sich der Historiker Erich Später mit dessen Geschichte und findet wenig Gründe zum Feiern. Unser Redakteur Klaus Gietinger traf Monsieur Édouard Klein, der sich mit seinem Verein S.P.I.C.H. um den deutsch-französischen Erinnerungsort Spichern kümmert. Und wir bringen eine weitere Reportage des tschechischen Journalisten Franta Kocourek über den Verlauf der Saarabstimmung 1935 erstmals in deutscher Sprache.

In der Galerie präsentieren wir von Griechenland inspirierte Arbeiten des Saarbrücker Künstlers Till Neu. Der Filmemacher und ehemalige Leiter des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis Boris Penth schickte uns seine Gedanken zu Corona-Zeiten. Und mit Andréas-Benjamin Seyfert, dem Urenkel von Max Ophüls sprach die Redakteurin Sadija Kavgić. Außerdem gedenken wir unseres während der Epidemie verstorbenen langjährigen Kollegen Georg Bense und veröffentlichen seinen Text über das Jüdische Museum im elsässischen Bouxwiller.

Weitere AutorInnen dieser Ausgabe sind die Schriftstellerin Irina Rosenau, außerdem Marie Bröckling, Reinhard Wilhelm, Matthias Römer, Jonas Boos, Werner Ried, Thomas Fläschner, Stefan Ripplinger, Herbert Temmes, Alena Wagnerová und Klaus Ludwig Helf.

Nach turbulenten Monaten drohte wegen der Absage von CDU-Oberbürgermeister Uwe Conradt der ältesten Kultur- und Gesellschaftszeitschrift des Saarlandes das finanzielle Aus. Conradt, der seit Oktober 2019 im Amt ist, hatte sich Gesprächen mit der Redaktion entzogen und lehnte – gegen die Empfehlung des Kulturdezernenten Thomas Brück – die weitere Unterstützung der Hefte im April mit dem Hinweis auf unabsehbare Belastungen durch die Corona-Pandemie ab.

Bis zum vergangenen Jahr hatte die SPD-Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die Zeitschrift mit jährlich 10 000 Euro aus ihren Verfügungsmitteln unterstützt. Die Fraktion der Grünen, die im Stadtrat mit CDU und FDP koaliert, blockierte die Förderung aus dem städtischen Etat im Juni 2020 mit der Begründung, erst müsse durch ein Gutachten geklärt werden, ob die weitere Unterstützung rechtens sei. Den Vorschlag einer Mitarbeiterin des Oberbürgermeisters, die Hefte aus dem Corona-Hilfsfonds der Stadt zu fördern, lehnte die Redaktion mit der Begründung ab, sie sei nicht durch die Pandemie, sondern durch die Entscheidung von Uwe Conradt in Bedrängnis geraten.

In diesem Jahr werden die Saarbrücker Hefte vom Ministerium für Bildung und Kultur mit einem Druckkostenzuschuss in Höhe von 6000 Euro unterstützt. Noch ist die Zeitschrift nicht langfristig gesichert. Eine Chronik der Ereignisse ist im aktuellen Heft nachzulesen.

Die Saarbrücker Hefte sind ab sofort im gut sortierten Buchhandel zum Einzelpreis von € 9,90 erhältlich. Kontakt bei Rückfragen: Frau Sadija Kavgić, Tel. 0163 77 12049.

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