Pressemitteilung vom 18. Juni 2021:
Saarbrücker Hefte Nr. 123 ab Samstag im Handel
In der Titelgeschichte „Das System Ulrich – Grüner Sumpf an der Saar“ widmet sich Wilfried Voigt dem sich zuspitzenden Konflikt bei den Grünen an der Saar.
Im Mittelpunkt der parteiinternen Auseinandersetzungen steht – wieder einmal – Hubert Ulrich, der seit 30 Jahren die Partei dominiert. Im Gespräch mit den Saarbrücker Heften wirft ihm Grünen-Vorstandsmitglied Marita Mayers „strukturelle und soziale Gewalt“ gegen einzelne Personen und Gruppen in der Partei vor. Kritik kommt auch vom Bundesvorstand. Außerdem erinnern die Hefte an die wichtige Rolle, die der heutige Vorsitzende der saarländischen AfD-Landtagsfraktion Josef Dörr über fast 20 Jahren bei den Saar-Grünen gespielt hat.
Fünf Jahre nach der Zerstörung des Botanischen Gartens in Saarbrücken bringen wir eine Chronik der fatalen Abläufe und stellen Ideen für mögliche Alternativen vor.
Autor Erich Später widmet sich dem im Saarland geehrten, langjährigen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Hermann Neuberger. Wieso, fragt er, trägt eine Gesamtschule in Völklingen den Namen des Mannes, dem die gute Laune bei einem Fußballfreundschaftsspiel wichtiger war als das Leben der damals 30-jährigen Elisabeth Käsemann, deren mögliche Rettung aus der Folterkammer der argentinischen Militärjunta er verweigerte?
Unser „Lokalredakteur“ Ekkehart Schmidt führt uns diesmal von Völklingen aus über Wehrden in den Warndt und beschreibt, wie die von ihm besuchten Lokale die Pandemie überstanden haben. Oder auch nicht.
Die Galerie gehört Volker Schütz, der besonders durch seine Serie der zaubervollen Pilze beliebt geworden ist, die plötzlich in den Wäldern erschienen, nachdem der Künstler dort seine Sporen hinterlassen hatte. Zu sehen ist auch, was er mit seiner Körperteilverlängerungsmaschine anstellt und in welcher Form sich ein Virus in seinem Atelier ausbreitet.
„Wem gehört die Stadt?“, fragen sich AutorInnen Dennis Kundrus und Laura Weidig und nehmen die Sinnhaftigkeit der vom Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt initiierten Aktion „Sauber ist schöner“ unter die Lupe. Weitere Themen der Hefte sind das 75. Jubiläum der Synagogengemeinde Saar, der 1931 in Saarbrücken geführte Prozess gegen den Jazz-Pionier Eric Borchard und der Stand der Ermittlungen im Mordfall Samuel Yeboah.
Wie bereits bekannt, haben der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt und die Stadtratskoalition aus CDU, Grünen und FDP die städtische Förderung der Saarbrücker Hefte in Höhe von jährlich 10.000 Euro seit zwei Jahren eingestellt. Die abwegigen Pläne für ein Gutachten, das nach 65 Jahren klären sollte, ob die Hefte überhaupt zur Kultur gehören und aus dem Kulturetat der Stadt gefördert werden können, haben sich in Luft aufgelöst. Unterdessen hat die regierende Koalition beschlossen, ein stadteigenes Amtsblatt für 180.000 Euro im Jahr zu finanzieren. Die Saarbrücker Hefte geben aber nicht auf und setzen auf die Unterstützung der BürgerInnen.
„Keineswegs werden wir darauf verzichten, den Stadtrat daran zu erinnern, dass die Saarbrücker Hefte, unabhängig von den regierenden Koalitionen, aus dem städtischen Haushalt zu unterstützen sind. Saarbrücker Hefte stehen für einen kritischen Journalismus und für die Förderung von regionaler Kunst und Kultur. Das Einstellen der Unterstützung zeigt, dass die regierende Koalition an dieser Art von Öffentlichkeit und Kulturförderung nicht interessiert ist“, sagt Hefte-Redakteurin Sadija Kavgić.
Die nächste Ausgabe der Saarbrücker Hefte ist für Dezember dieses Jahres geplant. Die Saarbrücker Hefte können in Buchhandlungen zum Preis von € 9.90 gekauft oder über info@saarbrueckerhefte.de bestellt werden.
Pressemitteilung vom 17. Juni 2021:
„Hubert Ulrich übt soziale Gewalt aus – wie ein Überfall“ Grünen-Politikerin Marita Mayers kritisiert den früheren Landesvorsitzenden scharf
Marita Mayers, eine der beiden Sprecherinnen der saarländischen Grünen-Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Feminismus und Gleichstellung, greift den ehemaligen Landesvorsitzenden Hubert Ulrich in den Saarbrücker Heften scharf an. Die neue, 123. Ausgabe der Saarbrücker Hefte mit der Titelgeschichte „Das System Ulrich – Grüner Sumpf an der Saar“ wird ab Samstag in Buchhandlungen erhältlich sein. Ulrich, der nach der verlorenen Landtagswahl 2017 als Parteichef zurücktrat, praktiziert laut Mayers eine „strukturelle und soziale Gewalt“ in der Partei. Gegenüber den Heften erklärte Mayers, die dem Landesvorstand angehört, Ulrich versuche, „das Verhalten Einzelner und kleiner Gruppen zu beeinflussen und gegen ihren Willen vorzugehen, sie zu überrollen und zu überstimmen“.
„Völlig unübersichtlicher Personenkreis“
Als konkretes Beispiel nennt die Grünen-Politikern aus dem Kreis Merzig-Wadern eine digitale Konferenz der LAG Feminismus und Gleichstellung am 21. Mai, bei der zwei neue Sprecherinnen gewählt werden sollten. Während an den Treffen in der Regel kaum mehr als ein Dutzend Frauen teilnähmen, hätten sich diesmal überraschend mehr als 40 Frauen und Männer beteiligt. Marita Mayers: „Viele kannten wir gar nicht. Weder vom Frauenstammtisch noch von der LAG noch vom Frauenkongress“. Als die TeilnehmerInnen gebeten wurden, sich namentlich zu identifizieren, taten dies laut Mayers nicht alle. Die LAG-Sprecherin gegenüber den Saarbrücker Heften: „Es waren geschätzt höchstens 18 Frauen, die der bisherigen LAG Feminismus zuzuordnen waren. Da der übrige Personenkreis völlig unübersichtlich war und wir auch nicht klären konnten, wer überhaupt Parteimitglied ist, haben wir spontan entschieden, die Wahl der Sprecherinnen zu vertagen.“ Die Stimmung sei „aufgeheizt“ und „schwierig“ gewesen.
Bundesvorstand erwartet Einhaltung des Frauenstatuts
Viele TeilnehmerInnen waren laut Mayers dem „Umfeld von Hubert Ulrich zuzuordnen“. Es sei „wie ein Überfall, eine Invasion“ gewesen. Mayers: „Wir sollten gekapert werden, das war ein richtiges Piratenstück.“ Die LAG-Sprecherin befürchtet, dieses „Machtgebaren“ sei „ein strategischer Vorgeschmack auf das, was uns beim Landesparteitag bevorstehen könnte“. Am kommenden Sonntag, 20. Juni, wählen die Delegierten einen neuen Landesvorstand und entscheiden über die saarländische Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl. Beworben hat sich bereits die amtierende Co-Landesvorsitzende Tina Schöpfer. Ein Sprecher des Bundesvorstandes der Grünen betonte gegenüber den Saarbrücker Heften, die Partei erwarte die Anwendung des Frauenstatuts. Bei der Nominierung des Spitzenkandidaten Markus Tressel vor vier Jahren wurde dies missachtet. Auf Bestrebungen, den „Neuanfang infrage zu stellen“, blicke der Bundesvorstand „mit großer Sorge“. Es gibt Spekulationen, Hubert Ulrich verfolge eigene Ambitionen in Richtung Bundestag.
Saarländische Grüne zahlen nur die Hälfte des durchschnittlichen Mitgliedsbeitrages
Auf Nachfrage der Saarbrücker Hefte nannte der Sprecher der Bundespartei auch erstmals brisante Zahlen über die Finanzierung der Grünen im Saarland. Während Mitglieder auf Bundesebene monatlich im Durchschnitt einen Beitrag von 12,92 € leisten (Stand Dezember 2019), sind es im Kreisverband Saarlouis nur 6,33 €. Auf Landesebene sieht es nicht viel besser aus. Da zahlen Grüne bescheidene 6,89 € im Monat.
Ulrich wird seit Jahrzehnten vorgeworfen, er ködere neue Mitglieder mit dem Versprechen, sie müssten keinen oder nur einen geringen Beitrag zahlen. Mit rund 720 Mitgliedern allein in der Stadt Saarlouis verfüge er damit über eine Machtposition in der Partei, an der niemand vorbeikomme. Eine Anfrage der Saarbrücker Hefte insbesondere zur Mitgliederstruktur in seinem Ortsverband Saarlouis ließ Ulrich unbeantwortet.
Die Saarbrücker Hefte können in Buchhandlungen zum Preis von € 9.90 gekauft oder über info@saarbrückerhefte.de oder bestellung@blattlausverlag.de bestellt werden.
Pressemitteilung vom 15. Dezember 2020:
Saarbrücker Hefte Nr. 122 im Handel
Heute erscheint die zweite Ausgabe der Saarbrücker Hefte in diesem Jahr.
Neue Ermittlungen im Mordfall Yeboah gaben uns Anlass, zum Thema Rechtsextremismus im Saarland zu recherchieren. Redakteur Wilfried Voigt ist es gelungen, das politische und gesellschaftliche Umfeld des tödlichen Brandanschlags am 19.09.1991 in Saarlouis zu rekonstruieren. Anhand exklusiver Informationen schildert er, wie Politiker, Polizei, der Verfassungsschutz und die Justiz mit dieser Gewalttat umgegangen sind. Wir veröffentlichen eine Chronik der rechtsradikalen Gewalttaten im Saarland seit 1990. Sie offenbart, welchem Terror alle als Feinde definierten Menschen im Saarland jahrelang ausgesetzt waren und noch immer sind.
Saarland Kolonial ist unser zweiter Themenschwerpunkt. Die Saarbrücker Hefte beschreiben die erste Kolonialausstellung 1913 in Saarbrücken, auf der Menschen schwarzer Hautfarbe ausgestellt wurden. Nicht zuletzt zeigen wir am Beispiel der Geschichte des sogenannten Abenteuermuseums in Saarbrücken auf, wie gedankenlos mit dem Thema des deutschen Kolonialismus umgegangen wird.
Die Corona-Leugner radikalisieren sich auch im Saarland – dazu und zum politischen Umfeld der in Sulzbach geplanten Moschee bringen wir zwei Beiträge. Unter den Wirtschaftsthemen stehen die Zukunft des Flughafens Saarbrücken, der Auto- und Zulieferindustrie und der geplanten Autobatteriefabrik im Saarland im Mittelpunkt. Kneipenbesuche sind momentan nicht möglich. Mit Ekkehart Schmidt können wir dennoch eine Kneipentour von Luisenthal nach Völklingen unternehmen. Wie gewohnt bieten die Hefte eine Galerie, Literaturerstveröffentlichungen, Rezensionen.
Finanziell ist die Zukunft der Hefte prekär. Am 18. Juni 2020 lehnten die Grünen, CDU und FDP den gemeinsamen Antrag der SPD, der Linken und der Partei ab, die Hefte aus dem städtischen Haushalt zu fördern. So sind die Hefte dank der Jamaika Koalition ohne städtische Unterstützung für das Jahr 2020 geblieben. Das gleiche Szenario droht für das Jahr 2021: Im städtischen Finanzausschuss stimmten CDU und Grüne am 10. Dezember 2020 gegen einen Förderantrag der Sozialdemokraten, Linken und der Partei für 2021. Die Entscheidung bestätigte auch das Stadtparlament am 15.12.2020. Die Saarbrücker Hefte können in Buchhandlungen oder über info@saarbrückerhefte.de zum Preis von € 9.90 gekauft werden.
Pressemitteilung vom 16. November 2020:
Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) lehnt weitere Unterstützung ab
Der ältesten Kulturzeitschrift des Saarlandes, den Saarbrücker Heften, droht das Aus. Der Grund: Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) lehnt eine weitere finanzielle Unterstützung des 1955 von der Stadt gegründeten Blattes ab.
Während die Bundesregierung sich aktuell um die finanzielle Unterstützung der von der Corona-Krise materiell besonders betroffenen Kulturschaffenden bemüht, lehnte OB Conradt nun den Antrag auf weitere Unterstützung der Saarbrücker Hefte ausgerechnet mit Hinweis auf die Pandemie ab. Ein persönliches Gespräch mit der Redaktion, die um ein Treffen gebeten hatte, sei wegen der „Krisenmaßnahmen nicht möglich“. Da man damit „rechnen“ müsse, „dass die Krise und die damit einhergehenden Einschränkungen für Wirtschaft, Kreativwirtschaft und viele andere Bereiche zahlreiche Notlagen an unterschiedlichen Stellen hervorrufen wird“, könne man keine Förderzusage für 2020 geben.
Erster Herausgeber war das Saarbrücker Kultur- und Schulamt, 1989 übernahm der gemeinnützige Verein „Saarbrücker Hefte e.V.“ die Geschäfte. Bis zum Jahr 2006 wurden die Hefte aus Mitteln des städtischen Haushaltes finanziert. Damals beschloss eine städtische Koalition aus CDU und FDP, das Kulturprojekt aus dem Etat zu streichen. Danach wurde die Halbjahreszeitschrift mit jährlich 10 000 Euro aus dem persönlichen Verfügungsfonds der Amtsvorgängerin von OB Conradt, Charlotte Britz (SPD), unterstützt. Mit diesem Betrag, ohne den die Existenz der Zeitschrift akut gefährdet ist, konnten die Kosten für Gestaltung, Druck und Vertrieb gedeckt werden. Den Rest akquirierte die ehrenamtlich arbeitende Redaktion aus anderen Quellen. Im Dezember vergangenen Jahres erschien die 120. Ausgabe, im Januar feierten die Saarbrücker Hefte ihr 65jähriges Bestehen.
Redaktion und Trägerverein der Saarbrücker Hefte bemühen sich nun um alternative Finanzierungsmöglichkeiten. Gedacht ist unter anderem an eine Crowdfunding-Kampagne. Die Saarbrücker Hefte können mit einer absetzbaren Spende über die Sparkasse Saarbrücken unterstützt werden:
IBAN DE76 5905 0101 0078 1819 14 BIC: SAKSDE55XXX.
Pressemitteilung vom 28. Juli 2020:
Saarbrücker Hefte Nr. 121 im Handel
Die Arbeit an dem Heft Nummer 121 war durch die Pandemie und den Angriff auf die finanzielle Grundlage der Saarbrücker Hefte erschwert. Umso mehr freut uns, dass wir auf 120 Seiten viele Beiträge präsentieren können. Corona ist das zentrale Thema in diesem Heft. Autor Josef Reindl befasst sich mit den deutsch-französischen Beziehungen, die sich während der Pandemie nach seiner Ansicht als nicht sehr stabil erwiesen haben.
Besonders gefordert durch das Virus waren die Krankenhäuser, vor allem kleinere Kliniken. Nachdem die wegen ihres teilweise rüden Umgangs mit dem Personal in Verruf geratene Schweizer Ameos-Gruppe ihr Interesse an einer geplanten Nordsaarlandklinik bekundet hat, steigt die Angst vor einem ruinösen Verdrängungswettbewerb. Wilfried Voigt beschreibt den Konflikt.
Während die Landesregierung einerseits von den Bürgern die strikte Befolgung der Abstandsregeln verlangt und Massenveranstaltungen verboten hat, lässt sie andererseits im Lebacher Aufnahmelager für geflüchtete Menschen über 1000 Schutzsuchende auf engstem Raum zusammenleben. Eine Kritik von Laura Weidig. Ausführlich wird auch auf die krude Mischung von Demonstranten, die Corona als Vorwand für die Errichtung einer Diktatur betrachten, eingegangen. Hier sind Teile der Esoterikszene gemeinsam mit Neonazis unterwegs.
Wir bieten einen historischen, detailreichen Rückblick auf die Spanische Grippe von 1918/19 in der Saarregion.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Saarlandes beschäftigt sich der Historiker Erich Später mit dessen Geschichte und findet wenig Gründe zum Feiern. Unser Redakteur Klaus Gietinger traf Monsieur Édouard Klein, der sich mit seinem Verein S.P.I.C.H. um den deutsch-französischen Erinnerungsort Spichern kümmert. Und wir bringen eine weitere Reportage des tschechischen Journalisten Franta Kocourek über den Verlauf der Saarabstimmung 1935 erstmals in deutscher Sprache.
In der Galerie präsentieren wir von Griechenland inspirierte Arbeiten des Saarbrücker Künstlers Till Neu. Der Filmemacher und ehemalige Leiter des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis Boris Penth schickte uns seine Gedanken zu Corona-Zeiten. Und mit Andréas-Benjamin Seyfert, dem Urenkel von Max Ophüls sprach die Redakteurin Sadija Kavgić. Außerdem gedenken wir unseres während der Epidemie verstorbenen langjährigen Kollegen Georg Bense und veröffentlichen seinen Text über das Jüdische Museum im elsässischen Bouxwiller.
Weitere AutorInnen dieser Ausgabe sind die Schriftstellerin Irina Rosenau, außerdem Marie Bröckling, Reinhard Wilhelm, Matthias Römer, Jonas Boos, Werner Ried, Thomas Fläschner, Stefan Ripplinger, Herbert Temmes, Alena Wagnerová und Klaus Ludwig Helf.
Nach turbulenten Monaten drohte wegen der Absage von CDU-Oberbürgermeister Uwe Conradt der ältesten Kultur- und Gesellschaftszeitschrift des Saarlandes das finanzielle Aus. Conradt, der seit Oktober 2019 im Amt ist, hatte sich Gesprächen mit der Redaktion entzogen und lehnte – gegen die Empfehlung des Kulturdezernenten Thomas Brück – die weitere Unterstützung der Hefte im April mit dem Hinweis auf unabsehbare Belastungen durch die Corona-Pandemie ab.
Bis zum vergangenen Jahr hatte die SPD-Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die Zeitschrift mit jährlich 10 000 Euro aus ihren Verfügungsmitteln unterstützt. Die Fraktion der Grünen, die im Stadtrat mit CDU und FDP koaliert, blockierte die Förderung aus dem städtischen Etat im Juni 2020 mit der Begründung, erst müsse durch ein Gutachten geklärt werden, ob die weitere Unterstützung rechtens sei. Den Vorschlag einer Mitarbeiterin des Oberbürgermeisters, die Hefte aus dem Corona-Hilfsfonds der Stadt zu fördern, lehnte die Redaktion mit der Begründung ab, sie sei nicht durch die Pandemie, sondern durch die Entscheidung von Uwe Conradt in Bedrängnis geraten.
In diesem Jahr werden die Saarbrücker Hefte vom Ministerium für Bildung und Kultur mit einem Druckkostenzuschuss in Höhe von 6000 Euro unterstützt. Noch ist die Zeitschrift nicht langfristig gesichert. Eine Chronik der Ereignisse ist im aktuellen Heft nachzulesen.
Die Saarbrücker Hefte sind ab sofort im gut sortierten Buchhandel zum Einzelpreis von € 9,90 erhältlich.
Pressemitteilung vom 30. Juni 2020:
Die Existenz der Saarbrücker Hefte ist vorläufig gesichert
Das saarländische Kultusministerium fördert die älteste Kulturzeitschrift des Saarlandes in diesem Jahr mit 6000 Euro. Der Trägerverein des Magazins wird keinen Zuschuss aus dem städtischen Corona-Hilfsfonds beantragen.
Entgegen der Empfehlung des Kulturdezernats der Stadt werden die Redaktion und der Trägerverein der Saarbrücker Hefte keinen Antrag auf finanzielle Förderung aus dem Corona-Hilfsfonds stel-len. Nachdem es Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) im Mai abgelehnt hatte, das älteste Kulturmagazin des Saarlandes aus seinem persönlichen Verfügungsfonds zu unterstützen, geriet die Existenz des Blattes in Gefahr. Die bis 2019 von Conradts Vorgängerin Charlotte Britz (SPD) mit jährlich 10 000 Euro unterstützte Zeitschrift war 1955 vom Kulturamt der Landeshauptstadt gegründet worden. Im Januar 2020 feierte sie ihr 65jähriges Bestehen. Bis 2006 wurde sie aus dem regulären Haushalt der Stadt finanziert. Damals beendete die CDU-FDP-Rathauskoalition die Unterstützung. Conradt wollte nun die Praxis von Britz nicht fortsetzen. Er begründete dies mit unüberschaubaren finanziellen Folgen der Corona-Pandemie.
Eine Vertreterin des städtischen Kulturdezernats empfahl den Saarbrücker Heften letzte Woche, ausgerechnet einen Antrag auf Unterstützung in gleicher Höhe aus dem Corona-Hilfsfonds der Stadt zu stellen. Die Redaktion lehnt dies ab, da die Hefte – anders als viele Künstler, die z.B. nicht mehr auftreten können – nicht durch die Pandemie in Mitleidenschaft gezogen wurden, sondern allein durch die Entscheidung des Oberbürgermeisters. Es wäre aus Sicht der Redaktion deshalb zynisch, in Konkurrenz zu jenen zu treten, die tatsächlich dramatische Einbußen durch die massiven Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie erlitten und erleiden.
Äußerst befremdet sind Redaktion und Trägerverein auch darüber, dass die schwarz-gelb-grüne Jamaikakoalition im Saarbrücker Rathaus eine von SPD, Linken und Die Partei im Kulturausschuss beantragte Förderung in Höhe von 10 000 Euro aus dem regulären Haushalt mit dem Hinweis ablehnte, es müsse zunächst geprüft werden, ob es sich bei der Halbjahreszeitschrift für Kultur und Gesellschaft, die 1989 von einem gemeinnützigen Trägerverein übernommen wurde, tatsächlich um Kultur handele. Erst wenn dies geklärt sei, könne entschieden werden, ob eine reguläre Förderung möglich sei. Einen vergleichbar absurden Fall hat es in der Landeshauptstadt bisher wohl noch nicht gegeben. Die Redaktion der Saarbrücker Hefte ist sich bewusst, dass sie keinen gesetzlichen Anspruch auf finanzielle Förderung durch die Kommune hat. Das Mindeste ist jedoch ein Anspruch auf eine ehrliche Diskussion. Der hat sich die Jamaika-Koalition bisher entzogen. Wenn die Opposition ihren Förderantrag auch im Rat der Stadt stellen würde, müssten sich die Mehrheitsfraktionen einer breiten öffentlichen Debatte stellen. Dann könnten zumindest die kulturpolitischen Verhältnisse klarer werden.
Die finanzielle Existenz der Saarbrücker Hefte ist unterdessen zumindest bis zum Winter, wenn die übernächste Ausgabe (Heft 122) erscheinen soll, gesichert: Das saarländische Kultusministerium wird den Trägerverein in diesem Jahr mit einem Druckkostenzuschuss in Höhe von 6000 Euro fördern. Hinzu kommen 2500 Euro von der Saarland-Sporttoto GmbH und eine Vielzahl an Spenden und neuen Abonnenten. Redaktion und Verein bemühen sich intensiv weiter um alternative Finanzierungsmodelle.