
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
immer wieder werde ich darauf angesprochen, wie es denn jetzt um die Finanzierung der Hefte steht. Und ich kann Ihnen bestätigen: Es sieht nicht gut aus!
Unsere wichtigste Einnahmequelle sind die Abonnements und der Verkauf der Hefte durch die Buchhandlungen. Hinzu kommen die Einnahmen aus Anzeigen unserer festen Partner und Spenden. Wir bekommen Förderung aus dem städtischen Haushalt, unterstützt werden wir auch vom Kultusministerium und der Sporttoto GmbH. Auf der Ausgabenseite stehen steigende Produktionskosten und der zunehmende Verwaltungsaufwand.
Der Verein Saarbrücker Hefte e.V. schiebt seit Jahren die Entscheidung vor sich her, die Preise für die Hefte zu erhöhen. Seit der letzten Ausgabe wissen wir allerdings, dass es unausweichlich ist. Diese ist, wie schon alle Hefte seit der Nummer 123, ausverkauft, und trotzdem haben wir Verlust gemacht. Ab dieser Ausgabe Nummer 131 kostet ein Heft daher nun 11,90 Euro und ein Abonnement 26 Euro.
Doch dies allein wird die Hefte nicht in die Zukunft retten: Wir sind sehr froh, dass die Zeitschrift so viele Leserinnen und Leser hat, wie noch nie in ihrer langen Geschichte. Mehr verkaufte Hefte, mehr Abonnements, mehr Korrespondenz, mehr Verwaltung. So viel an Mehr können wir nicht länger bewältigen. Die Hefte brauchen jemanden, der sich kontinuierlich um die Geschäftsstelle kümmert. Um eine Anschubfinanzierung für diese Stelle zu ermöglichen, setzen wir auf Ihre Spendenbereitschaft. Spenden Sie Geld, empfehlen Sie das Abonnement, helfen Sie mit, dass sich die Hefte auch im Onlinebereich weiterentwickeln können!
Es wäre ein großer Verlust, wenn die Hefte nach 70 Jahren nicht mehr erscheinen würden. Sie haben richtig gelesen: Die Saarbrücker Hefte sind in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum möchten wir zusammen mit Ihnen begehen und laden Sie bereits jetzt zu der Feier ein. Diese wird nach den Sommerferien stattfinden, Ort und Zeit werden wir auf unserer Website bekannt geben.
Was bietet das neue Heft?
Pflegeheime sind für private Investoren in Deutschland besonders lukrativ, da die Bevölkerung immer älter und pflegebedürftiger wird. Einer, der dies früh erkannt hat und in der Pflegebranche Millionen verdient, ist Hartmut Ostermann. Viele kennen ihn als Förderer und Präsidenten des 1. FC Saarbrücken, die älteren Leserinnen und Leser mögen sich noch an den einen oder anderen Skandal im Saarland erinnern, der mit seinem Namen verbunden war. Redakteur Wilfried Voigt beschreibt sein Geschäft mit der Pflege und wie er sich Fußball und Politik nutzbar macht.
Bei keinem Thema gibt es so viel Einigkeit in der Politik: Ohne die Automobilindustrie ist das Saarland dem Untergang geweiht – und die muss deshalb mit allen Mitteln vor Klimaschutz-Maßnahmen geschützt werden. Wieso diese Haltung sowohl der Industrie als auch den Menschen schadet, erklärt Bestseller-Autorin Annika Joeres in einem Gespräch mit unserer Autorin Aline Pabst.
Weder Naturschutz noch die Bedürfnisse ihrer Fahrgäste haben bei dеr Deutschen Bahn Priorität. Redakteur Klaus Gietinger ärgert sich, dass die Bahn auf Großprojekte setzt, wie etwa Stuttgart 21. Dort wurden bereits Milliarden in den Tunnels vergraben. Hingegen wird die Elektrifizierung von 300 Metern der wichtigen Bahnstrecke zwischen Saarbrücken und Illingen, die sogenannte Wemmetsweiler Kurve, weiter verschoben.
Für Investoren soll es bei saarländischen Kommunen schnell gehen. Werner Ried zeigt, wie dabei die gesetzlichen Vorgaben für Flächennutzung und Klimaschutz missachtet werden. Die Folgen sind Neuversieglung von Böden, Waldrodung und unkontrollierte Bebauung. Trotz der politischen Bereitschaft, den Investoren weit entgegenzukommen, leidet das Saarland unter dem kontinuierlichen Verlust von Industriearbeitsplätzen. Jonas Boos beschreibt diesen Trend und macht einige Vorschläge, was man dagegen tun kann.
Der Saarbrücker Stadtteil Burbach hat vor 40 Jahren den Verlust aller Industriearbeitsplätze erlebt. Die Folgen für die Menschen sind bis heute gravierend. Die Saarbrücker Hefte haben diese soziale und ökonomische Katastrophe bereits 1991 beschrieben. Wir bringen einige Auszüge aus dem Heft Nummer 66. Über die Situation im Stadtteil habe ich mit der stellvertretenden Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Liliane Rosar-Ickler gesprochen. Sie leitete elf Jahre den sozialpädagogischen Bereich an der Burbacher Füllengartenschule.
Der Verlust von Arbeitsplätzen seit den 1980er-Jahren hat auch Dudweiler stark verändert. Das hat auch Ekkehart Schmidt auf seiner Kneipen-Fahrrad-Tour, über die er regelmäßig für die Hefte schreibt, festgestellt. Vereine und Gaststätten, die einst das Rückgrat der Stadtteilkultur waren, haben sich stark verändert oder sind einfach verschwunden.
Im zweiten Teil seiner Serie über die Kommunistische Partei des Saarlandes beschreibt unser Autor Erich Später die Entwicklung der Partei nach ihrer Wiederzulassung 1946 bis zum Frühjahr 1953. Die Stalinisierung der Partei, radikaler deutscher Nationalismus und der Ausschluss von »Parteifeinden« waren, so sein Befund, Grundlage der Parteipolitik.
Die Feindschaft der Saar-Kommunisten galt auch dem katholischen Widerstandskämpfer und ersten Ministerpräsidenten des Saarlandes (1947–1955) Johannes Hoffman. Bis heute gibt es keine würdige Ehrung für ihn. Selbst die Stele, die seit 2013 an der Modernen Galerie an ihn erinnert, ist, wie Autor Marcel Wainstock festgestellt hat, in einem beschämenden Zustand.
An der Geschichte des 1. FC Saarbrücken während des Nationalsozialismus schreibt unser Autor Luca Zarbock weiter. Antisemitismus und Kriegspropaganda sind für die Zeit von 1935 bis 1945 prägend. Eine Ausstellung zu diesem Thema wurde von Fans des 1. FC Saarbrücken vorbereitet und am 24. April 2025 in den Stadionräumen eröffnet.
Wir freuen uns, dass der Künstler Volker Schütz, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten, jetzt auch Mitglied der Redaktion ist. In diesem Heft begleitet er Eric Mengozzi durch die Galerie. Mengozzi betreibt eine 1-Personen-Schallplattenfabrik in Saarbrücken.
Für seinen Roman »Hoppers letztes Idyll« bekam Bernd Nixdorf 2022 das Ludwig-Harig-Stipendium. Wir veröffentlichen Auszüge aus diesem fast fertigen Roman.
Wir gedenken des Mitbegründers des Vereins Saarbrücker Hefte e.V. Eberhard Knödler-Bunte, der am 5. Februar 2025 verstorben ist. An den Literaturübersetzer und Lyriker Rainer G. Schmidt erinnert in seinem Nachruf sein Freund und Kollege Hans Therre.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Sommer und hoffe, dass Sie den Heften verbunden bleiben.
Ihre Sadija Kavgić
Editorial:
Sadija Kavgić
Titel:
Wilfried Voigt
Hartmut Ostermann – Das Geschäft mit der Pflege
Umwelt:
Aline Pabst
»Die Deutschen haben einen absoluten Tunnelblick auf das Auto. «
Ein Gespräch mit Annika Joeres
Klaus Gietinger
Die Wemmetsweiler Kurve – Ein Symbol für die Entgleisung der Deutschen Bahn
Werner Ried
Schlechte Aussichten entlang der Strecke – Lärmschutzwände an der Bahn
Werner Ried
Ohne Plan – Bauen und Klimaschutz in Kommunen
Deindustrialisierung:
Sadija Kavgić
In Burbach nichts Neues?
Sadija Kavgić
Burbach: »Beim Sattsein fängt die Chancengleichheit an.« Ein Gespräch mit Liliane Rosar-Ickler.
Burbach – einige statistische Daten aus dem Jahr 2024
Jonas Boos
Wandel auf Kosten der ArbeiterInnen – Industrie im Saarland
Ekkehart Schmidt
Schräg und schrecklich schön – Dudweiler Kneipen
Zeitgeschehen:
Roland Röder
Verfassungsschutz weiß nichts von Nazis – Mordfall Samuel Yeboah
Marcel Wainstock
Erinnerung an Johannes Hoffmann – Blamage vor der Modernen Galerie
Erich Später
Stalins Schatten an der Saar – Die Kommunistische Partei Saar – KPS 1935–1955, Teil 2
Ralph Schock
Nie zu Hitler! – Schriftsteller über den Abstimmungskampf an der Saar 1935
Luca Zarbock
Kriegseuphorie und Antisemitismus – Der FV Saarbrücken zwischen 1935 und 1945
Galerie:
Volker Schütz
Eric Mengozzi – Circonstances Aggravantes
Literatur:
Bernd Nixdorf
»Hoppers letztes Idyll« – Auszüge aus dem fast fertigen Roman
Nachruf:
Hans Therre
»Heimat ist eine offene Wunde, die nie zuheilt.« Ein Nachruf auf den Übersetzer Rainer G. Schmidt
Eberhard Knödler-Bunte – Ein Andenken
Rezensionen:
Joachim Puma Schmitt
UNIKULT: Rock, Pop und Punk im Hinterland
Evgenia Dourou, Irina Rosenau: »Filmoskop«
Jonas Boos lebt in Saarbrücken, engagiert sich politisch, arbeitet als Volkswirt (Diplom) bei der Arbeitskammer des Saarlandes und ist dort auch als Personalrat tätig.
Evgenia Dourou ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Cluster für Europaforschung der Universität des Saarlandes (CEUS) und promoviert zu Europa in der Gegenwartsliteratur.
Klaus Gietinger, Autor, Regisseur und Sozialwissenschaftler. Kinofilme, TV-Movies, Serien, Kinder-, Dokumentarfilme, Drehbücher, Tatorte (Buch und Regie). Drei Romane und 15 Sachbücher. Zuletzt zusammen mit Norbert Kozicki: »Freikorps und Faschismus – Lexikon der Vernichtungskrieger«, Stuttgart 2022. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. www.gietinger.de.
Sadija Kavgić, Journalistin und Übersetzerin. Geb. in Tuzla, Jugoslawien. Infolge der Belagerung von Sarajevo 1992 bis 1996 kam sie nach Deutschland. Publiziert in Deutschland und Bosnien und Herzegowina. Presserechtlich verantwortliche Redakteurin der Saarbrücker Hefte seit 2019. Lebt in Saarbrücken.
Eric Mengozzi, geb. 1975 in Sarreguemines, zieht 2010 nach Berlin, gründet dort sein Label Circonstances Aggravantes, zieht 2022 nach Saarbrücken und betreibt eine 1-Personen-Plattenfabrik. Er kuratiert, berät, mastert, remixt, stempelt, collagiert, schneidet und vertreibt Platten in allen Größen in kleiner Auflage.
Bernd Nixdorf, geb. 1961 in Saarbrücken, wo er lebt und arbeitet. Veröffentlichungen: »Eine intime Vertraute«, Roman (Topicana Bd. 33, Edition Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken 2018), »Salli Palli. Der erste Fall eines Saarbrücker Kommissars« (Logos-Verlag, Saarbrücken 1993). 2022 Ludwig-Harig-Stipendium für den Roman »Hoppers letztes Idyll« (in Arbeit), 2024 Aufenthaltsstipendium auf Schloss Wiepersdorf. Texte in diversen Anthologien, Zeitschriften und Kunstkatalogen.
Aline Pabst ist Redakteurin der Saarbrücker Zeitung. Sie schreibt hauptsächlich über Klima- und Umweltthemen. Für ihre »Klimaseite«, die seit Juli 2021 wöchentlich erscheint, erhielt sie den K3-Preis für Klimakommunikation in der Kategorie »Journalismus«. 2024 erhielt sie den Saarbrücker Umwelt- und Klimaschutzpreis.
Werner Ried, Eisenbahner und Diplomgeograph, Dr. phil. mit Dissertation zum Schienenverkehr SaarLorLux. Er arbeitet bei DB InfraGO und Europe’s Rail. Ehrenamtlich ist er Vorstandsvize des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) im Saarland.
Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar sowie Kleingärtner und Fußballfan. Er ist seit Jahren an der Aufarbeitung des Mordfalls Samuel Yeboah beteiligt.
Ekkehart Schmidt, geb. 1964. Volkswirt und Journalist, aufgewachsen in Teheran und Köln, seit 1994 im Saarland, bis 2008 wissenschaftlicher Angestellter für Migrationsfragen beim isoplan-Institut, seitdem beim Verein etika in Luxemburg in der nachhaltigen Finanz tätig. Seit 2019 im Vorstand von Transition Town Saarbrücken und seit 2024 für bunt.saar Mitglied der Regionalversammlung.
Joachim Puma Schmitt, Privatier, Erzieher und DJ (Saarhexe Disko), Journalist, Gastronom (Mittäter im Piaf, Sog.-Theater, Sing Sing, Nachtclub Blau, Grün, Schwarz, Oscars, Viva Zapata), Buchautor (»Mordshunger«, »Blut und Liebe«, Ratgeber für gutes Essen: »Schmackhaft einkaufen«). Zusammen mit Bernd Rausch die vierbändige »Big-Trouble-Trilogie« über die Saarbrücker Szene.
Ralph Schock, geb. 1952. Autor, Herausgeber und Literaturredakteur beim Saarländischen Rundfunk von 1987 bis 2017. Letzte Veröffentlichungen: »Also heraus und weit weg! – Expressionismus, eine Epoche und die Saarregion – Lese- und Bilderbuch« (Conte Verlag, St. Ingbert 2020). »Nach Kolchis. Faszination Georgien – Reiseimpressionen« (Verbrecher Verlag, Berlin 2021), »Edith Aron: Auf Wegen und Pfaden – Ein Lesebuch« (Conte Verlag, St. Ingbert 2023), »Georg K. Glaser: Die Geschichte des Weh« (Ça Ira, Freiburg/Wien 2023), »Interne Ermittlungen« (Verbrecher Verlag 2024).
Volker Schütz, Saarbrücker Medienkünstler, arbeitet mit Oszilloskopen und anderen historischen Geräten zwischen Kunst und Wissenschaft, besitzt eine funktionierende Körperteilverlängerungsmaschine und interessiert sich besonders für das Vermögen und Unvermögen menschlicher und maschineller Wahrnehmung.
Erich Später, geb. 1959, ist Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung Saar. Er publiziert seit 2004 in der Monatszeitschrift konkret und seit 2002 in den Saarbrücker Heften. Mehrere Buchveröffentlichungen, zuletzt »Der dritte Weltkrieg – die Ostfront 1941–45«, Conte Verlag.
Hans Therre, geb. 1948, ist literarischer Übersetzer und Autor. Er übersetzte Werke aus den Sprachen Portugiesisch, Französisch und Englisch. Seine Trilogie »Elsterbach«, Eine Art Heimatroman (1), Das Jahr der Ankunft (2) und Inseln im sinkenden Licht (3), erschien beim Conte Verlag, St. Ingbert. Zuletzt, 2025 erschien sein Kurzroman »Sieh, ich schreibe« in Edition Hibana in Elchingen bei Ulm. Seit 2009 lebt er wieder im Saarland.
Wilfried Voigt, geb. 1951, zehn Jahre Redakteur bei der Frankfurter Rundschau, 18 Jahre Spiegel-Korrespondent (Inland), Wächterpreisträger 1986, freier TV-Journalist, mehrere Buchveröffentlichungen, u. a. »Die Jamaika Clique – Machtspiele an der Saar«, Conte Verlag, St. Ingbert.
Marcel Wainstock, geb. 1948 in Zürich, französischer Staatsbürger, hat französische und italienische Philologie sowie vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Saarbrücken und Florenz studiert. Er arbeitete in Saarbrücken, seiner Wahlheimatstadt, wo er weiterhin gerne lebt.
Luca Zarbock studiert im Master Demokratische Politik und Kommunikation an der Universität Trier und forscht hauptsächlich zu Antisemitismus, Islamismus sowie zur Neuen Rechten. Außerdem arbeitet er seit 2021 bei der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier.